Blitzschutz - Projektplan Äusserer Blitzschutz

Blitzschutz - Äusserer Blitzschutz

Dies ist ein weiterer Teil einer Folge von Beiträgen zum Thema Blitzschutz. Sollten mich Fragen und/oder konstruktive Kritik erreichen, werde ich dies in weiteren Artikel aufarbeiten.


Äußerer Blitzschutz

Während der innere Überspannungsschutz und der Potenzialausgleich bereits wichtige Schutzfunktionen für unsere Geräte übernehmen, beginnt mit dem äußeren Blitzschutz die wirklich ernsthafte Auseinandersetzung mit der gewaltigen Energie eines direkten Blitztreffers. Hier geht es nicht mehr nur um Spannungsspitzen oder induzierte Störungen – sondern um das sichere Abfangen und Ableiten von mehreren Hunderttausend Ampere. Eine gut geplante äußere Blitzschutzanlage schützt nicht nur Technik, sondern kann im Ernstfall sogar Leben retten.

Für Funkamateure, die Antennenanlagen in exponierter Lage betreiben – etwa auf Hausdächern, Masten oder Carports – stellt sich die Herausforderung: Wie integriere ich meine Station in ein wirksames Blitzschutzsystem, ohne dass meine Antennen selbst zur Gefahrenquelle werden? Genau hier setzt der äußere Blitzschutz an – mit durchdachter Technik, genauen Vorschriften und einer klaren Aufgabenverteilung: Blitze auffangen, sicher ableiten und zuverlässig erden.

Im folgenden Abschnitt erfährst du, worauf es bei der praktischen Umsetzung ankommt: von der Position der Fangstange über die richtige Führung der Ableitungen bis hin zum Aufbau einer normgerechten Erdungsanlage. Auch typische Fehler, wie die unbedachte Einbindung von Antennenmasten, werden angesprochen – damit deine Funkstation auch im Gewitterfall ein sicherer Ort bleibt.

Die Fangstange – erste Verteidigungslinie gegen Blitze

  • Installiere auf dem Dachfirst eine Fangstange, die idealerweise mindestens 1–2 Meter höher liegt als die höchste Antenne oder technische Struktur in der Nähe.
  • Nutze möglichst einen geprüften Fangmast aus Aluminium oder Kupfer mit ausreichend dimensionierter Basis (z. B. Dachständer mit Betonplatten oder Dachsparrenhalterung).
  • Wichtig: Die Fangstange darf nicht direkt mit der Antennenanlage verbunden sein! Es gelten Mindestabstände (i. d. R. ≥ 0,5 m Luft- oder Isolationsabstand), um Teilblitzströme und Überschläge zu vermeiden.

Ableitungen – sicher zur Erde geführt

  • Die Fangstange wird über mindestens zwei getrennte Ableitungen zur Erde geführt. Diese bestehen aus Runddraht (z. B. 8 mm Cu oder 10 mm Alu) oder Bandstahl (z. B. 30 × 3,5 mm).
  • Die Ableitungen sollen auf möglichst geradem und kurzem Weg verlaufen – am besten außen an der Fassade, mit großzügigen Radien bei Richtungswechseln (≥ 20 cm).
  • Ein Kurzschluss mit metallischen Bauteilen (z. B. Regenrinnen) ist unbedingt zu vermeiden – oder bewusst in den Potenzialausgleich einzubinden.

Erdungsanlage – das Fundament des Schutzes

  • Je nach Beschaffenheit des Grundstücks kommen folgende Systeme infrage:
    • Tiefenerder (≥ 2 Meter, oft verzinkter Stahl oder Edelstahl) für Punktfundamente oder felsiges Gelände.
    • Ringerder – umlaufend um das Gebäude, 0,5–1 Meter tief, besonders bei Neubauten sinnvoll.
    • Maschenerder bei größerer Fläche, zur Verbesserung der Ableitfähigkeit und Redundanz.
  • Die Erdungsanlage muss nach DIN EN 62305 errichtet werden. Für Amateurfunker bietet sich auch eine fachkundige Begleitung durch den Elektroinstallateur oder Blitzschutz-Fachbetrieb an.
  • Ein Prüfanschluss ist verpflichtend – idealerweise gut zugänglich an der Fassade oder im Außenanschlussraum.

Besonderheit: Antennen und Masten

Antennenanlagen gelten nicht als geprüfte Blitzfangvorrichtungen – und dürfen daher nicht als solche verwendet werden. Was heißt das in der Praxis?

  • Ein Antennenmast aus leitfähigem Material muss entweder vollständig in das Blitzschutzsystem integriert sein – oder einen ausreichenden Trennungsabstand einhalten (abhängig vom Material, Montage und Erdung).
  • Koaxkabel dürfen nicht als Blitzstromableiter fungieren. Verwende an dieser Stelle Überspannungsschutzgeräte am Übergang zur Gebäudeeinführung.
  • Die Verlegung von Antennenleitungen sollte möglichst nicht parallel zu Ableitungen erfolgen – um induzierte Spannungen zu vermeiden.

Praxistipps zur Montage

  • Nutze für die Montage der Fangstange vorzugsweise korrosionsgeschützte Dachsparrenhalter oder – bei Flachdächern – Ballastplatten mit Neigungsverstellung.
  • Alle Verbindungspunkte (Klemmen, Kreuzverbinder etc.) sollten nach DIN VDE 0185-305 geprüft und korrosionsfest sein – ggf. regelmäßig prüfen!
  • Die Ableitungen sollten nicht durch die Fassade oder Fensterstürze geführt werden – Blitzströme gehören nicht ins Haus.

Tipp: Ein fertiges Erdungskit aus Edelstahl oder verzinktem Stahl kann bei kleinen Funkhütten oder Carport-Stationen eine einfache Lösung darstellen. Beachte jedoch: Nur mit dokumentierter Verbindung zum Haupterdungspunkt und geprüftem Ableitweg ist der Schutz vollständig wirksam.



Zum Schmunzeln:

„Wenn’s blitzt und donnert heftig sehr,
schützt Blitzschutz dich und deine Wehr.
Vergisst du ihn, dann ist’s passiert –
die Technik qualmt, der Spaß verliert.“





© 2025 Wilhelm Hombach (DL4KAL) – Alle Inhalte dieses Blogs sind, sofern nicht anders angegeben, urheberrechtlich geschützt.
Die Nutzung oder Weiterverwendung von Texten, Bildern oder Medien bedarf der vorherigen schriftlichen Zustimmung.
Kontakt: wh.bonn@gmail.com

Keine Kommentare: