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European Tropospheric Propagation Forecast

European Tropospheric Propagation Forecast

Der European Tropospheric Propagation Forecast (ETPF) ist ein spezieller Vorhersagedienst für Funkausbreitung in der Troposphäre, also in der unteren Schicht der Erdatmosphäre bis etwa 12 Kilometer Höhe. Er liefert Funkamateuren wertvolle Hinweise, wann und wo überdurchschnittlich gute UKW- und Mikrowellenverbindungen möglich sind. Die Prognosen werden aus meteorologischen Modellen abgeleitet und sind auf verschiedenen Webseiten tagesaktuell abrufbar.

Beispielkarte Europa, Quelle: https://tropo.f5len.org/

Physikalischer Hintergrund

Normalerweise breiten sich UKW-Signale in gerader Linie aus und folgen der Erdkrümmung nur geringfügig. Bei stabilen Hochdruckwetterlagen kann es jedoch zur Bildung sogenannter Inversionsschichten kommen: Dabei liegt warme, trockene Luft über kühler, feuchter Luft. Diese Schichtung verändert die Brechungseigenschaften der Atmosphäre – Funkwellen werden gebogen und können über Hunderte Kilometer entlang dieser Schicht „geleitet“ werden. Man spricht dann von Troposphärenduktion oder Tropospheric Ducting.

Funktionsweise und Farbskala des ETPF

Der ETPF kombiniert aktuelle meteorologische Daten (Temperatur, Feuchte, Druckgradienten) mit mathematischen Modellen, um die Refraktivitätsverteilung der Atmosphäre zu berechnen. Das Ergebnis wird als farbcodierte Karte dargestellt, wobei die Farben den erwarteten Grad der Signalverstärkung oder Dämpfung anzeigen.

Bedeutung der Farbstufen

Die folgende Skala beschreibt die übliche Interpretation (leichte Unterschiede je nach Quelle möglich):

  • Grau bis Dunkelviolett: Keine oder nur minimale Überreichweiten. Die Signaldämpfung ist höher als normal, es besteht keine nennenswerte Troposphärenschicht. Verbindungen liegen meist im lokalen Bereich (50–150 km).
  • Grün: Geringe Verstärkung durch leichte Refraktion. Weitverbindungen bis 200 km möglich, meist unter stabilen Wetterlagen mit leichter Inversion.
  • Gelb: Deutlich erhöhte Refraktivität. Gute Chancen für Überreichweiten auf 144 MHz, 432 MHz und 1,2 GHz. Verbindungen bis 500 km keine Seltenheit.
  • Orange: Starke Troposphärenschicht. Typisch bei sommerlichen Hochdruckgebieten über Nord- oder Südeuropa. DX-Verbindungen über 800–1200 km sind häufig beobachtet worden.
  • Rot: Ausgeprägte „Ducting Zones“. Hier wird das Funksignal zwischen zwei Luftschichten „eingeschlossen“ und kann über 1500 km oder mehr geführt werden. Besonders günstig für CW, SSB und digitale Betriebsarten wie FT8 oder VARA-FM.

Nutzen für den Funkamateur

Funkamateure auf den Bändern von 50 MHz bis 10 GHz können den ETPF als Prognosetool nutzen, um ihre Betriebszeiten und Richtungen gezielt zu planen. Besonders UKW-Contester, Bakenjäger oder Experimentalfunker profitieren davon.

  • Gezielte DX-Planung: Sichtbare rote Zonen auf der Karte deuten auf Ducts hin – ein idealer Zeitpunkt, die Antenne Richtung der markierten Gebiete zu drehen.
  • Analyse von Bandöffnungen: Durch den Vergleich von realen Empfangsberichten mit den Prognosen lässt sich die Zuverlässigkeit der Modelle einschätzen und der eigene Erfahrungswert erweitern.
  • Weitverkehrskommunikation: Eine temporäre Troposphärenverbindung kann weit entfernte Stationen verbinden, wo sonst kein Kontakt möglich wäre.
  • Technische Ausbildung: Der ETPF eignet sich hervorragend, um die Verbindung von Wetterkunde, Physik und Funktechnik praxisnah zu vermitteln.

Praxisbeispiel

Ein stabiles Hochdruckgebiet über der Ostsee führt im Herbst zu einer markanten Inversionsschicht. Der ETPF zeigt ein kräftiges oranges bis rotes Band zwischen Dänemark, Polen und dem Baltikum. Deutsche Stationen auf 144,300 MHz empfangen plötzlich starke Signale aus Estland mit S5 bis S9. Digitale Baken wie SK6VHF oder OH2VHF werden weit außerhalb ihrer üblichen Reichweite empfangen. So lassen sich die Prognosen des ETPF eindrucksvoll bestätigen.

Fazit

Der European Tropospheric Propagation Forecast ist für den Funkamateur ein ebenso nützliches wie faszinierendes Werkzeug. Er veranschaulicht, wie eng Wetter, Physik und Technik zusammenwirken und ermöglicht außergewöhnliche DX-Erlebnisse auf UKW. Wer regelmäßig die Prognosen verfolgt und sie mit realen Empfangsbeobachtungen kombiniert, erweitert nicht nur sein technisches Wissen, sondern erlebt Amateurfunk in seiner schönsten Form: als Verbindung von Natur, Wissenschaft und Kommunikation über weite Entfernungen.

Ausbreitung - Faszinierende Sporadic-E

Faszinierende Ausbreitung auf KW und VHF


Die Sporadic-E-Schicht – kurz Es – gehört zu den spannendsten und zugleich am schwersten vorhersagbaren Ausbreitungsphänomenen im Amateurfunk. Besonders in den Sommermonaten überrascht sie mit ungeahnten Reichweiten – nicht nur auf UKW, sondern auch auf Kurzwelle. In diesem Beitrag werfen wir einen Blick auf die physikalischen Grundlagen, typische Frequenzbereiche, tages- und jahreszeitliche Muster sowie empfehlenswerte Ausrüstung und realistische Reichweiten.

Inhaltsverzeichnis


Grundlagen der Sporadic-E-Ausbreitung

Sporadic-E bezeichnet kurzlebige, unregelmäßig auftretende ionisierte Wolken in der E-Schicht der Ionosphäre, typischerweise in Höhen zwischen 90 und 130 km. Diese Wolken können elektromagnetische Wellen reflektieren – ein Phänomen, das unter bestimmten Bedingungen von etwa 10 MHz bis weit über 100 MHz hinaus Wirkung zeigt.

Die genauen Ursachen sind noch nicht abschließend erforscht. Vermutet werden meteorologische Einflüsse, Windscherungen oder auch der Eintrag von Meteoritenteilchen. Gerade weil Es-Erscheinungen so unvorhersehbar sind, gelten sie unter Funkamateuren als besonders reizvolle Herausforderung.



Frequenzbereiche mit Es-Potenzial

  • 30 – 50 MHz: In diesem Bereich (z. B. 10m-Band oder 6m-Band) ist Sporadic-E besonders häufig und zuverlässig zu beobachten.
  • 50 – 70 MHz (6m-Band): Das klassische „Magic Band“ für Es! Oftmals gibt es hier tagelange Öffnungen über viele hundert bis über tausend Kilometer.
  • 70 – 110 MHz: Auch Rundfunkfrequenzen (UKW) zeigen teils bemerkenswerte Sporadic-E-Reflexionen. In der Praxis kann hier DX-Empfang mit einem einfachen Radio gelingen.
  • 144 MHz (2m-Band): Seltener, aber durchaus möglich. Besonders bei sehr intensiven Es-Wolken gelingt gelegentlich 2m-DX über 2000 km.

Beste Zeiten für Sporadic-E

  • Jahreszeit: Hauptsaison ist der Frühsommer – etwa von Ende Mai bis Anfang August. Eine zweite, schwächere Phase zeigt sich teils im Dezember/Januar, vor allem auf den unteren Frequenzbereichen.
  • Tageszeit: Häufig treten Es-Öffnungen am späten Vormittag (ca. 9–12 UTC) sowie am frühen Abend (ca. 15–18 UTC) auf. Kurzwellenbänder profitieren häufig auch vom Übergang zwischen Tag und Nacht.

Zuträgliche Ausstattung

  • Funkgerät: Ein SSB- oder FM-fähiges Transceiver für 6m oder 2m, ggf. mit CW-Modus.
  • Antenne: Horizontal polarisierte Yagis bieten die beste Performance. Auch mit Vertikalstrahlern sind gute Verbindungen möglich.
  • Standort: Möglichst frei von Hindernissen und mit freier Sicht gen Süden oder Osten.
  • Digitalbetrieb: Betriebsarten wie FT8 und MSK144 sind besonders geeignet, um schwache oder kurzzeitige Öffnungen effizient zu nutzen.

Erreichbare Ziele

Typische Verbindungen über Sporadic-E liegen im Bereich von 600 bis 2500 km. Besonders häufig sind Verbindungen innerhalb Europas: Deutschland – Spanien, Schweden – Italien, Großbritannien – Osteuropa sind klassische Es-Strecken. Auch Nordafrika oder der Nahe Osten sind im 6m-Band gelegentlich erreichbar.

Die Es-Ausbreitung kann in mehreren „Hüpfern“ erfolgen, wobei jede Reflexion an einer Es-Wolke einen weiteren Reichweitenabschnitt ermöglicht – theoretisch bis zu interkontinentalen Verbindungen.

Fazit

Sporadic-E öffnet UKW-Funkern faszinierende Möglichkeiten weit jenseits der üblichen Reichweiten. Wer im Frühsommer regelmäßig die Bänder abhorcht, wird früher oder später belohnt – mit spannenden QSOs, oft auf Frequenzen, auf denen man es nicht erwartet hätte. Mit etwas Glück, guter Vorbereitung und einem offenen Ohr gelingt der Sprung in andere Länder – sogar mit kleiner Ausrüstung.

Viel Erfolg auf den Bändern – und vielleicht bis bald über eine reflektierte Sporadic-E-Wolke!

...

DXMAPS – ein wichtiges Werkzeug

Wenn du dich regelmäßig über Sporadic-E-Bedingungen auf DXMaps informierst, verschaffst du dir einen echten Vorsprung im Funkbetrieb – und zwar nicht nur im Sommer.

Motivationspunkte:

  1. Rechtzeitig aktiv werden – Sporadic-E-Öffnungen sind oft nur kurz (teilweise nur 15–30 Minuten). Wer schnell erkennt, dass sich etwas tut, kann Verbindungen machen, die sonst unmöglich wären.

  2. Seltene DX-Chancen – Gerade auf 6 m, 4 m oder sogar 2 m lassen sich durch Es plötzlich Verbindungen über 1000–2500 km herstellen – ohne Relais, ohne Internet, nur über die Natur.

  3. Gezieltes Bandmonitoring – DXMaps zeigt dir in Echtzeit, wo gerade Aktivität herrscht. Du kannst direkt dorthin drehen, wo gerade eine Wolke aktiv ist.

  4. Verständnis für Ausbreitung – Wer die Karten studiert, erkennt mit der Zeit Muster: Tageszeiten, geografische Schwerpunkte, Mehrfach-Reflexionen. Das hilft dir, künftige Öffnungen besser einzuschätzen.

  5. Spaß am Experimentieren – Es hat etwas Jagdinstinkt: Antenne ausrichten, CQ rufen, den Spot auf DXMaps auftauchen sehen – und vielleicht sogar eine Verbindung zu einer Station, die du vorher nur aus Listen kanntest.

Kurz gesagt:
DXMaps ist wie ein Live-Radar für deine Funkabenteuer – wer es nutzt, hat mehr QSOs, mehr Reichweite und mehr Wissen.


1. Einstieg & Grundeinstellungen

  1. Aufrufen: Gehe zu https://www.dxmaps.com → „Maps“ auswählen.

  2. Band auswählen: Für Sporadic-E ist besonders interessant:

    • 50 MHz (6 m) – sehr häufig im Sommer

    • 70 MHz (4 m) – wenn in deinem Land erlaubt

    • 144 MHz (2 m) – selten, aber spektakulär

  3. Modus einstellen:Es“ als Ausbreitungsart aktivieren (oben in der Ausbreitungslegende).

  4. Zoom anpassen: So, dass du sowohl deinen Standort als auch mögliche Es-Wolken siehst.


2. Die Kartensymbole verstehen

  • Bunte Linien: Stellen aktuelle QSOs dar. Die Farbe zeigt das Band (z. B. Grün = 50 MHz, Blau = 144 MHz).

  • Wolkensymbole / farbige Flächen: Geschätzte Position der Es-Reflexion.

  • Stationssymbole: Rufzeichen der Funkstationen, die gerade gespottet wurden.


3. Typische Sporadic-E-Muster

  • Uhrzeitfenster im Sommer:

    • Vormittags: ca. 09:00–12:00 UTC

    • Nachmittags: ca. 15:00–19:00 UTC

  • Häufige Regionen: Mittelmeerraum, Osteuropa, Ostsee, Atlantikküsten.

  • Multi-Hop-Anzeichen: Mehrere Wolken in Serie → Entfernungen über 2500 km möglich.


4. Praxis: So nutzt du die Infos

  1. Beobachten: Schau, ob Linien von deiner Region aus starten oder enden.

  2. Schnell reagieren: Wenn eine Verbindung in deiner Reichweite auftaucht, sofort aufs Band wechseln und rufen.

  3. Eigenen Spot setzen: CQ rufen und sehen, ob du auf DXMaps erscheinst – so weißt du, ob dich die Es-Wolke erreicht.


5. Zusatztipps für mehr Erfolg

  • DXCluster-Anbindung: Nutze eine SDR-Webstation oder den eigenen TRX, um gleichzeitig zu hören.

  • Bänder wechseln: Bei schwachen 6 m-Öffnungen könnte 4 m oder 2 m kurz darauf aufspringen.

  • Logbuch führen: Notiere Zeit, Richtung und Distanz – mit der Zeit erkennst du persönliche Es-Muster.


6. Motivation: Warum dranbleiben?

Sporadic-E ist unberechenbar. Wer täglich (oder zumindest in der Hauptsaison) DXMaps checkt,

  • erwischt Öffnungen, die nur wenige Minuten dauern

  • kann DX-Verbindungen machen, die sonst nur über Satellit oder Meteor Scatter möglich wären

  • entwickelt mit der Zeit ein Bauchgefühl für den richtigen Moment – fast wie ein Es-Radar im Kopf.

Sporadic-E ist ein faszinierendes Naturphänomen, das den Amateurfunk von 10 MHz bis weit über 100 MHz bereichern kann. Wer im Frühsommer regelmäßig die Bänder abhört und passende Betriebsarten nutzt, wird früher oder später mit spannenden DX-QSOs belohnt – oft auf Frequenzen, die man sonst als „leblos“ kennt.

Ob mit einfacher Technik oder ausgefeiltem Antennenpark: Die Chancen stehen gut, und der Reiz liegt im Unvorhersehbaren. Also: Augen auf, Antenne drehen – und vielleicht hören wir uns demnächst via reflektierter Es-Wolke!


Weiterführende Informationen und Tools

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Ausbreitung - Bodenwelle auf 80m

Ausbreitung auf 80 m: Bodenwelle, ITU-Daten & Praxiserfahrungen

Ausbreitung auf 80 m – Beobachtungen zur Bodenwelle


Vorwort

Gerade in Zeiten eines Sonnenfleckenminimums konzentriert sich der Funkbetrieb auf die unteren Bänder – das 80-m-Band ist besonders stark genutzt. Dieser Artikel basiert auf eigenen Recherchen, Beobachtungen und ITU-Daten sowie praktischen Erfahrungen.

Vorbemerkung

ITU-Untersuchungen beziehen sich auf kommerziellen Kurzwellenfunk mit 1 kW Sendeleistung und optimal abgestimmten Antennen. Für Amateurfunk müssen Dämpfungszuschläge berücksichtigt werden.

Antennen und Polarisation

  • Freiraumausbreitung (D < 5 km): flache Abstrahlung, gleiche Polarisation
  • Bodenwellenausbreitung (D < 15 km): flache Abstrahlung, vertikale Polarisation
  • NVIS (D < 500 km): steile Abstrahlung, polarisationsunabhängig
  • DX (D > 500 km): flache Abstrahlung, polarisationsunabhängig

Freiraumausbreitung

Die Freiraumdämpfung lässt sich mit der bekannten Formel berechnen: FS(dB) = 20·log10(f) + 20·log10(d) + 32,44. Für die Bodenwelle im 3,5 MHz-Bereich kommen zusätzlich Bodenverluste hinzu.

Bodenwellenausbreitung

Unter typischen Bedingungen beträgt die Reichweite eines 100 W-Signals auf 80 m etwa 20 km. Eigene Experimente bestätigen diese Werte, besonders bei sinkender MUF am Abend oder starker D-Schicht-Dämpfung.

Raumwellenausbreitung

Die Raumwelle nutzt die Ionosphäre zur Überbrückung mittlerer bis großer Distanzen. NVIS erreicht kurze Reichweiten (bis ca. 500 km), DX flache Winkel für viele Tausend Kilometer.

Mischausbreitung

Oft wirken mehrere Ausbreitungsarten gleichzeitig. Das führt zu kurzphasigem QSB bei Unterlagerung von Raum- und Bodenwelle.

Fazit & Betriebshinweise (80-m-Band)

  • Freiraum- und Bodenwellenausbreitung sind für Ortsrunden relevant.
  • Auch Nahverbindungen laufen meist über die Ionosphäre.
  • Mischausbreitung kann zu QSB und Schwund führen.
  • Sinkt die MUF unter das 80-m-Band, Ausweichen auf 160 m sinnvoll.
  • Bei Tagesdämpfung kann das 40-m-Band die bessere Alternative sein.

Quellen

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Meteorscatter - Wenn der Himmel spricht

Wenn der Himmel spricht – Funkverbindungen über Meteorschauer

Es gibt Nächte im Jahr, in denen der Himmel lebendig wird. Winzige Staubteilchen aus fernen Kometen prallen mit atemberaubender Geschwindigkeit auf unsere Atmosphäre und verglühen dabei in einem flüchtigen, hellen Leuchten: Meteore, auch liebevoll „Sternschnuppen“ genannt.

Für Funkamateure eröffnen diese Meteorblitze ein faszinierendes Tor zur Weitverkehrs-Kommunikation auf UKW – Meteorscatter genannt. Die ionisierte Spur eines Meteors reflektiert hochfrequente Signale für wenige Sekunden über Hunderte bis Tausend Kilometer.

Sternschnuppen mit Geschichte: Die jährlichen Meteorschauer

Unser Planet kreuzt immer wieder die Umlaufbahnen längst verglühter Kometen. Zurückgelassene Staubwolken verglühen in der Erdatmosphäre und erzeugen Meteorströme, die sich jährlich wiederholen:

  • Perseiden (Mitte August, Maximum ca. 12. August): bis zu 100 Meteore pro Stunde
  • Geminiden (Dezember): langsame, helle Meteore
  • Quadrantiden (Anfang Januar): kurz, aber intensiv
  • Leoniden (November): historischer Meteorsturm 1833
  • Orioniden (Oktober): vom Halleyschen Kometen

Besonders günstig für Meteorscatter-Betrieb sind die frühen Morgenstunden, wenn die Erde die Meteorströme kreuzt.

Meteore am Nachthimmel

Beobachter benötigen nur einen Liegestuhl, warme Kleidung und einen dunklen Ort. Eine Kamera mit Weitwinkelobjektiv kann lang belichtete Aufnahmen einfangen. Für Funkamateure beginnt jetzt die eigentliche Herausforderung: UKV-Weitverbindungen.

Wenn Meteore zum Reflektor werden: Meteorscatter im Amateurfunk

Die ionisierte Spur eines Meteors in 80–120 km Höhe reflektiert kurzzeitig VHF-Funkwellen. Für Meteorscatter sind erforderlich:

  • SSB-fähiges Funkgerät auf 50 MHz oder 144 MHz
  • Richtantenne (z. B. Yagi, horizontal polarisiert)
  • Leistungsfähiges Interface (Soundkarte oder USB-Digitaladapter)
  • Digitale Betriebsarten: MSK144, FSK441
  • Geduld und präzises Timing

Stationen arbeiten in Zeitfenstern („Ping Slots“) von ca. 15 Sekunden. Die Software WSJT-X übernimmt Sende-/Empfangssteuerung, Decodierung und Logging. Aktivste Zeit: 03:00–08:00 Uhr.

Lauschen auf kosmische Echos: Das GRAVES-Radar auf 143,050 MHz

Ohne eigene Lizenz kann man als „stiller Lauscher“ die Radarreflexionen verfolgen. Das französische GRAVES-Dauerstrichradar abstrahlt ein starkes Signal Richtung Süden. Meteorreflexionen erscheinen als kurze „Pings“ auf Wasserfallanzeigen.

  • SDR-Stick (RTL-SDR, Airspy, HackRF)
  • Computer oder Raspberry Pi mit SDR#, Gqrx oder HDSDR
  • Vertikale GP- oder Yagi-Antenne

Fazit

Meteorschauer sind ein faszinierendes Naturphänomen und eröffnen Funkamateuren Zugang zu entfernten Stationen. Geduld und Beobachtungsgabe belohnen mit seltenen QSOs und wertvollen Erfahrungen.

„Der Himmel spricht zu uns – wir müssen nur zuhören.“

Technik-Anhang: Praktische Hinweise und Ressourcen für Meteorscatter & GRAVES-Empfang

Wichtige Frequenzen

  • 50,230 MHz – 6-Meter-Band, MSK144
  • 144,130 MHz – 2-Meter-Band, MSK144/FSK441
  • 143,050 MHz – GRAVES-Radar (Empfang)

Empfohlene Software

Hardware-Empfehlungen

  • SDR-Empfänger: RTL-SDR-Stick
  • Horizontale Yagi-Antennen (50 MHz/144 MHz), vertikale GP-Antennen (GRAVES)
  • SSB-fähige Transceiver mit guter Empfindlichkeit

Weiterführende Links

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Ausbreitung - Abenteuer Troposphäre



Troposcatter – Grundlagen und Einsatzbereiche


Jenseits von 80 Metern – tägliches DX durch Troposphärenfunk

Wäre es nicht reizvoll, jeden Tag deutschlandweite, störungsfreie Funkverbindungen führen zu können – ganz ohne Internet, unabhängig und zuverlässig? Wer sich mit dem aktuellen Zustand auf dem 80-Meter-„Deutschlandband“ befasst, weiß, wie schwierig das geworden ist. Neben den oft ungünstigen Ausbreitungsbedingungen beeinträchtigen künstliche Störquellen wie LED-Beleuchtung, PLC-Systeme und Schaltnetzteile den Betrieb erheblich.

Welche Alternativen bieten sich, um den Amateurfunk in seiner ursprünglichen Form zu erleben, ohne auf internetgestützte digitale Betriebsarten zurückzugreifen?

Ein Blick zurück kann helfen: Zu Zeiten der alten C-Lizenz war Kurzwellenbetrieb nicht erlaubt. Funkfreunde orientierten sich daher an den höheren Bändern und führten regelmäßig Verbindungen über mehrere hundert Kilometer – allein mit UKW-Technik. Diese Möglichkeiten sind heute fast in Vergessenheit geraten. Dabei erlaubt uns moderne Technik – leistungsfähige Transceiver, empfindliche Empfänger, hochwertige, verlustarme Koaxialkabel und ausgefeilte Antennensysteme – erneut, an diese Hochphase des VHF-/UHF-Funks anzuknüpfen.

Was versteht man unter Troposcatter-Kommunikation?

Troposcatter-Kommunikation, auch als troposphärische Streuung bezeichnet, nutzt die Ausbreitung von Radiowellen in der untersten Schicht der Erdatmosphäre – der Troposphäre –, um Funkverbindungen über größere Entfernungen zu ermöglichen. Dabei werden hochfrequente Funksignale so ausgesendet, dass sie an Dichteunterschieden und Unregelmäßigkeiten in der Troposphäre, wie etwa Feuchtigkeitsschwankungen oder atmosphärischen Turbulenzen, gestreut werden. Diese Streuung erlaubt es, Signale auch über den sichtbaren Horizont hinaus zu übertragen, wodurch Hindernisse wie Erdkrümmung oder Geländeunebenheiten überwunden werden.


Technische Funktionsweise

Die Troposphäre erstreckt sich je nach geographischem Standort und Wetterbedingungen etwa von 7 bis 20 Kilometern Höhe. Funksignale im Frequenzbereich zwischen 1 und 10 GHz werden mit hoher Leistung ausgesandt und in einem schmalen Winkel von circa 2 bis 5 Grad über dem Horizont zur Troposphäre gerichtet. Dort treffen sie auf zahlreiche winzige Streuzentren, wie Wassertröpfchen oder Staubpartikel, die die Signale in verschiedene Richtungen zerstreuen. Ein Empfänger am Zielpunkt nimmt einen Teil dieser gestreuten Signale auf, sodass auch ohne direkte Sichtverbindung eine Kommunikation möglich wird.


Abgrenzung zu anderen Überhorizont-Ausbreitungen

  • Troposphärische Überreichweiten treten meist nur bei Inversionswetterlagen auf und sind unregelmäßig.

  • Sporadic-E ist saisonal und sehr unbeständig.

  • EME (Erd-Mond-Erd-Kommunikation) erfordert sehr hohe Antennengewinne und exakte Planung.

  • Satellitenfunk ist abhängig von Umlaufbahnen, Relaisstationen und oft vom Internet.

Troposcatter dagegen bietet tägliche, wetterunabhängige Reichweiten ohne externe Infrastruktur.

Typische Anwendungsarten

Man unterscheidet hauptsächlich zwischen Punkt-zu-Punkt- und Punkt-zu-Mehrpunkt-Systemen:
  • Punkt-zu-Punkt-Verbindungen ermöglichen die direkte Funkkommunikation zwischen zwei festen Standorten, oft über Distanzen bis zu 480 Kilometern. Diese Systeme arbeiten häufig im GHz-Bereich und benötigen eine präzise Ausrichtung der Antennen. Sie bieten eine zuverlässige, schnelle Datenübertragung ohne Abhängigkeit von Satelliten.
  • Punkt-zu-Mehrpunkt-Systeme dienen dazu, von einem Sender aus mehrere Empfänger über ein großes geografisches Gebiet zu erreichen. Diese Variante nutzt meist niedrigere Frequenzen zwischen 200 und 400 MHz und kann Entfernungen bis zu 800 Kilometern überbrücken. Solche Systeme sind besonders in abgelegenen oder infrastrukturell unterversorgten Regionen von Bedeutung.


Einsatzbereiche der Troposcatter-Kommunikation


Militärische Anwendungen:

  • Troposcatter bietet vor allem im militärischen Umfeld Vorteile, wenn eine sichere und zuverlässige Kommunikation über große Entfernungen auch ohne Sichtverbindung erforderlich ist. So können beispielsweise vorgeschobene Operationsbasen (FOBs) oder Feldkommandos in abgelegenen Gebieten vernetzt werden, selbst wenn herkömmliche Funk- oder Satellitenkommunikation durch Gelände oder Umweltbedingungen eingeschränkt ist.

Überwachung kritischer Infrastrukturen:

  • Insbesondere bei der Fernüberwachung von Öl- und Gaspipelines, die oft durch entlegene oder schwer zugängliche Gebiete verlaufen, ist eine durchgängige Kommunikationsverbindung essenziell. Troposcatter ermöglicht hier eine kontinuierliche Datenübertragung und Fernsteuerung ohne aufwändige Zwischenstationen.

Katastrophenmanagement und Notfallkommunikation:

  • Im Falle von Naturkatastrophen oder anderen Krisenlagen, wenn herkömmliche Kommunikationsnetze ausfallen, kann Troposcatter schnell alternative Verbindungen bereitstellen. Diese Technologie schafft Kommunikationsnetze, die unabhängig von beschädigter Infrastruktur sind, und unterstützt so Rettungskräfte und Behörden bei Koordination und Informationsaustausch.

Amateurfunk

  • Im Amateurfunk eröffnet die Troposcatter-Kommunikation vielfältige Einsatzmöglichkeiten, insbesondere wenn herkömmliche Sichtverbindungen aufgrund von Gelände oder Erdkrümmung nicht möglich sind. So eignet sich diese Technik hervorragend, um über mehrere hundert Kilometer hinweg stabile Funkverbindungen aufzubauen, selbst wenn Berge, Täler oder dichte Wälder die direkte Ausbreitung blockieren.

  • Darüber hinaus gewinnt Troposcatter in der Notfall- und Katastrophenkommunikation an Bedeutung. Wenn herkömmliche Kommunikationsnetze durch Naturereignisse ausfallen, ermöglicht diese Methode dennoch den Aufbau zuverlässiger Verbindungen. Auch für mobile Stationen, beispielsweise auf Reisen mit dem Wohnmobil oder bei Expeditionen, stellt Troposcatter eine wertvolle Alternative dar, besonders wenn Satelliten- oder Relaisverbindungen nicht verfügbar sind.

  • Amateurfunker nutzen diese Ausbreitungsart außerdem, um experimentelle Untersuchungen zur troposphärischen Streuung durchzuführen und so ihr Wissen über besondere Funkwege zu erweitern. Ebenso ist die Troposcatter-Kommunikation für die Punkt-zu-Punkt-Datenübertragung interessant, etwa um digitale Betriebsarten wie Packet Radio über große Distanzen mit hoher Geschwindigkeit zu realisieren.

  • Bei Funkveranstaltungen und Wettbewerben kann die Nutzung von Troposcatter eine erweiterte Reichweite ermöglichen und so zusätzliche Verbindungsoptionen schaffen. In abgelegenen oder infrastrukturell schwachen Regionen bietet diese Technik zudem eine Möglichkeit, das Amateurfunknetz gezielt zu erweitern und die Abdeckung zu verbessern.

  • Nicht zuletzt dient die Troposcatter-Kommunikation als wichtige Backup-Lösung, um kritische Verbindungen unabhängig von anderen Übertragungswegen aufrechtzuerhalten und so eine robuste Kommunikationsinfrastruktur im Amateurfunk zu gewährleisten.

Technische Voraussetzungen und Umsetzung

Troposcatter-Verbindungen sind durch eine erhebliche Zusatzdämpfung von etwa 80 dB gegenüber der Freiraumausbreitung gekennzeichnet. Daher sind folgende Maßnahmen nötig:
  • Hochrichtende Antennen wie 10-Element-Yagi (ca. 12 dB Gewinn) auf beiden Seiten
  • Sendeleistung von etwa 100 W in SSB
  • Frequenzbereich bevorzugt um 144 MHz (2-m-Band), aber auch 70 cm und höher möglich
  • Einsatz von LNA-Vorverstärkern zur Verbesserung des Empfangs
  • Verwendung rauscharmer Empfänger, ggf. SDR-Technik
  • Digitale Betriebsarten mit hoher Empfindlichkeit wie FT8, Q65 oder klassische CW

Linkbilanz als Beispiel


Legt man auf beiden Seiten konservativ eine 10-Element-Yagi mit 12 dB Gewinn zugrunde, lässt sich bei 100 W Sendeleistung auf 2 m in SSB eine Reichweite von etwa 300–400 km mit gut lesbaren Signalen überbrücken – inklusive Schwundreserve. Mit antennennahen Vorverstärkern oder leistungsfähigeren Antennensystemen steigt die erreichbare Distanz weiter. Auf höheren Bändern verbessert sich das Verhältnis zwischen Dämpfung und erreichbarem Antennengewinn zusätzlich.

Leitungs- / Reichweitendiagramm


Wesentliche Fakten auf einen Blick


MerkmalBeschreibung
Frequenzbereiche300 MHz – 10 GHz, bevorzugt 2m/70cm
Abstrahlwinkelca. 2°–5° über dem Horizont
Reichweite300–500 km, teils mehr
Dämpfungca. 80 dB Zusatzverlust
Antennen  Hochrichtende Yagis, Parabolspiegel
BetriebsartenSSB, CW, FT8, Q65
Technische HilfsmittelLNA, SDR, verlustarme Kabel
BesonderheitWetterunabhängig, täglich nutzbar
AnwendungDX auf UKW/UHF, Notfunk, experimenteller Betrieb


Fazit

Troposcatter-Kommunikation eröffnet dem technisch versierten Funkamateur eine herausfordernde, aber lohnende Möglichkeit, unabhängig von Internet und Satelliten zuverlässige Mittel- bis Langstreckenverbindungen aufzubauen. Von Nord- nach Süddeutschland, quer durch Gebirge oder über See – diese Betriebsart verbindet klassische Funktechnik mit modernem Know-how und echtem DX-Gefühl.

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