Faszinierende Ausbreitung auf KW und VHF
Inhaltsverzeichnis
- Grundlagen der Sporadic-E-Ausbreitung
- Frequenzbereiche mit Es-Potenzial
- Beste Zeiten für Sporadic-E
- Zuträgliche Ausstattung
- Erreichbare Ziele
- DXMAPS – ein wichtiges Werkzeug
- Praxistipp: Sporadic-E gezielt beobachten
- Fazit
- Weiterführende Informationen
Grundlagen der Sporadic-E-Ausbreitung
Sporadic-E bezeichnet kurzlebige, unregelmäßig auftretende ionisierte Wolken in der E-Schicht der Ionosphäre, typischerweise in Höhen zwischen 90 und 130 km. Diese Wolken können elektromagnetische Wellen reflektieren – ein Phänomen, das unter bestimmten Bedingungen von etwa 10 MHz bis weit über 100 MHz hinaus Wirkung zeigt.
Die genauen Ursachen sind noch nicht abschließend erforscht. Vermutet werden meteorologische Einflüsse, Windscherungen oder auch der Eintrag von Meteoritenteilchen. Gerade weil Es-Erscheinungen so unvorhersehbar sind, gelten sie unter Funkamateuren als besonders reizvolle Herausforderung.
Frequenzbereiche mit Es-Potenzial
- 30 – 50 MHz: In diesem Bereich (z. B. 10m-Band oder 6m-Band) ist Sporadic-E besonders häufig und zuverlässig zu beobachten.
- 50 – 70 MHz (6m-Band): Das klassische „Magic Band“ für Es! Oftmals gibt es hier tagelange Öffnungen über viele hundert bis über tausend Kilometer.
- 70 – 110 MHz: Auch Rundfunkfrequenzen (UKW) zeigen teils bemerkenswerte Sporadic-E-Reflexionen. In der Praxis kann hier DX-Empfang mit einem einfachen Radio gelingen.
- 144 MHz (2m-Band): Seltener, aber durchaus möglich. Besonders bei sehr intensiven Es-Wolken gelingt gelegentlich 2m-DX über 2000 km.
Beste Zeiten für Sporadic-E
- Jahreszeit: Hauptsaison ist der Frühsommer – etwa von Ende Mai bis Anfang August. Eine zweite, schwächere Phase zeigt sich teils im Dezember/Januar, vor allem auf den unteren Frequenzbereichen.
- Tageszeit: Häufig treten Es-Öffnungen am späten Vormittag (ca. 9–12 UTC) sowie am frühen Abend (ca. 15–18 UTC) auf. Kurzwellenbänder profitieren häufig auch vom Übergang zwischen Tag und Nacht.
Zuträgliche Ausstattung
- Funkgerät: Ein SSB- oder FM-fähiges Transceiver für 6m oder 2m, ggf. mit CW-Modus.
- Antenne: Horizontal polarisierte Yagis bieten die beste Performance. Auch mit Vertikalstrahlern sind gute Verbindungen möglich.
- Standort: Möglichst frei von Hindernissen und mit freier Sicht gen Süden oder Osten.
- Digitalbetrieb: Betriebsarten wie FT8 und MSK144 sind besonders geeignet, um schwache oder kurzzeitige Öffnungen effizient zu nutzen.
Erreichbare Ziele
Typische Verbindungen über Sporadic-E liegen im Bereich von 600 bis 2500 km. Besonders häufig sind Verbindungen innerhalb Europas: Deutschland – Spanien, Schweden – Italien, Großbritannien – Osteuropa sind klassische Es-Strecken. Auch Nordafrika oder der Nahe Osten sind im 6m-Band gelegentlich erreichbar.
Die Es-Ausbreitung kann in mehreren „Hüpfern“ erfolgen, wobei jede Reflexion an einer Es-Wolke einen weiteren Reichweitenabschnitt ermöglicht – theoretisch bis zu interkontinentalen Verbindungen.
Fazit
Sporadic-E öffnet UKW-Funkern faszinierende Möglichkeiten weit jenseits der üblichen Reichweiten. Wer im Frühsommer regelmäßig die Bänder abhorcht, wird früher oder später belohnt – mit spannenden QSOs, oft auf Frequenzen, auf denen man es nicht erwartet hätte. Mit etwas Glück, guter Vorbereitung und einem offenen Ohr gelingt der Sprung in andere Länder – sogar mit kleiner Ausrüstung.
Viel Erfolg auf den Bändern – und vielleicht bis bald über eine reflektierte Sporadic-E-Wolke!
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DXMAPS – ein wichtiges Werkzeug
Wenn du dich regelmäßig über Sporadic-E-Bedingungen auf DXMaps informierst, verschaffst du dir einen echten Vorsprung im Funkbetrieb – und zwar nicht nur im Sommer.
Motivationspunkte:
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Rechtzeitig aktiv werden – Sporadic-E-Öffnungen sind oft nur kurz (teilweise nur 15–30 Minuten). Wer schnell erkennt, dass sich etwas tut, kann Verbindungen machen, die sonst unmöglich wären.
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Seltene DX-Chancen – Gerade auf 6 m, 4 m oder sogar 2 m lassen sich durch Es plötzlich Verbindungen über 1000–2500 km herstellen – ohne Relais, ohne Internet, nur über die Natur.
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Gezieltes Bandmonitoring – DXMaps zeigt dir in Echtzeit, wo gerade Aktivität herrscht. Du kannst direkt dorthin drehen, wo gerade eine Wolke aktiv ist.
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Verständnis für Ausbreitung – Wer die Karten studiert, erkennt mit der Zeit Muster: Tageszeiten, geografische Schwerpunkte, Mehrfach-Reflexionen. Das hilft dir, künftige Öffnungen besser einzuschätzen.
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Spaß am Experimentieren – Es hat etwas Jagdinstinkt: Antenne ausrichten, CQ rufen, den Spot auf DXMaps auftauchen sehen – und vielleicht sogar eine Verbindung zu einer Station, die du vorher nur aus Listen kanntest.
Kurz gesagt:
DXMaps ist wie ein Live-Radar für deine Funkabenteuer – wer es nutzt, hat mehr QSOs, mehr Reichweite und mehr Wissen.
1. Einstieg & Grundeinstellungen
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Aufrufen: Gehe zu https://www.dxmaps.com → „Maps“ auswählen.
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Band auswählen: Für Sporadic-E ist besonders interessant:
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50 MHz (6 m) – sehr häufig im Sommer
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70 MHz (4 m) – wenn in deinem Land erlaubt
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144 MHz (2 m) – selten, aber spektakulär
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Modus einstellen: „Es“ als Ausbreitungsart aktivieren (oben in der Ausbreitungslegende).
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Zoom anpassen: So, dass du sowohl deinen Standort als auch mögliche Es-Wolken siehst.
2. Die Kartensymbole verstehen
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Bunte Linien: Stellen aktuelle QSOs dar. Die Farbe zeigt das Band (z. B. Grün = 50 MHz, Blau = 144 MHz).
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Wolkensymbole / farbige Flächen: Geschätzte Position der Es-Reflexion.
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Stationssymbole: Rufzeichen der Funkstationen, die gerade gespottet wurden.
3. Typische Sporadic-E-Muster
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Uhrzeitfenster im Sommer:
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Vormittags: ca. 09:00–12:00 UTC
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Nachmittags: ca. 15:00–19:00 UTC
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Häufige Regionen: Mittelmeerraum, Osteuropa, Ostsee, Atlantikküsten.
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Multi-Hop-Anzeichen: Mehrere Wolken in Serie → Entfernungen über 2500 km möglich.
4. Praxis: So nutzt du die Infos
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Beobachten: Schau, ob Linien von deiner Region aus starten oder enden.
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Schnell reagieren: Wenn eine Verbindung in deiner Reichweite auftaucht, sofort aufs Band wechseln und rufen.
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Eigenen Spot setzen: CQ rufen und sehen, ob du auf DXMaps erscheinst – so weißt du, ob dich die Es-Wolke erreicht.
5. Zusatztipps für mehr Erfolg
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DXCluster-Anbindung: Nutze eine SDR-Webstation oder den eigenen TRX, um gleichzeitig zu hören.
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Bänder wechseln: Bei schwachen 6 m-Öffnungen könnte 4 m oder 2 m kurz darauf aufspringen.
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Logbuch führen: Notiere Zeit, Richtung und Distanz – mit der Zeit erkennst du persönliche Es-Muster.
6. Motivation: Warum dranbleiben?
Sporadic-E ist unberechenbar. Wer täglich (oder zumindest in der Hauptsaison) DXMaps checkt,
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erwischt Öffnungen, die nur wenige Minuten dauern
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kann DX-Verbindungen machen, die sonst nur über Satellit oder Meteor Scatter möglich wären
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entwickelt mit der Zeit ein Bauchgefühl für den richtigen Moment – fast wie ein Es-Radar im Kopf.
Sporadic-E ist ein faszinierendes Naturphänomen, das den Amateurfunk von 10 MHz bis weit über 100 MHz bereichern kann. Wer im Frühsommer regelmäßig die Bänder abhört und passende Betriebsarten nutzt, wird früher oder später mit spannenden DX-QSOs belohnt – oft auf Frequenzen, die man sonst als „leblos“ kennt.
Ob mit einfacher Technik oder ausgefeiltem Antennenpark: Die Chancen stehen gut, und der Reiz liegt im Unvorhersehbaren. Also: Augen auf, Antenne drehen – und vielleicht hören wir uns demnächst via reflektierter Es-Wolke!
Weiterführende Informationen und Tools
- DXMAPS.com
- PSKReporter
- Propquest Sporadic-E Prediction
- Ionosonde Kühlungsborn
- Australisches Space Weather Centre
- QRZ.com
- EI7GL Sporadic-E Blog
- DARC UKW-Conteste