Meteorscatter - Wenn der Himmel spricht

Wenn der Himmel spricht – Funkverbindungen über Meteorschauer

Es gibt Nächte im Jahr, in denen der Himmel lebendig wird. Winzige Staubteilchen aus fernen Kometen prallen mit atemberaubender Geschwindigkeit auf unsere Atmosphäre und verglühen dabei in einem flüchtigen, hellen Leuchten: Meteore, auch liebevoll „Sternschnuppen“ genannt.

Für Funkamateure eröffnen diese Meteorblitze ein faszinierendes Tor zur Weitverkehrs-Kommunikation auf UKW – Meteorscatter genannt. Die ionisierte Spur eines Meteors reflektiert hochfrequente Signale für wenige Sekunden über Hunderte bis Tausend Kilometer.

Sternschnuppen mit Geschichte: Die jährlichen Meteorschauer

Unser Planet kreuzt immer wieder die Umlaufbahnen längst verglühter Kometen. Zurückgelassene Staubwolken verglühen in der Erdatmosphäre und erzeugen Meteorströme, die sich jährlich wiederholen:

  • Perseiden (Mitte August, Maximum ca. 12. August): bis zu 100 Meteore pro Stunde
  • Geminiden (Dezember): langsame, helle Meteore
  • Quadrantiden (Anfang Januar): kurz, aber intensiv
  • Leoniden (November): historischer Meteorsturm 1833
  • Orioniden (Oktober): vom Halleyschen Kometen

Besonders günstig für Meteorscatter-Betrieb sind die frühen Morgenstunden, wenn die Erde die Meteorströme kreuzt.

Meteore am Nachthimmel

Beobachter benötigen nur einen Liegestuhl, warme Kleidung und einen dunklen Ort. Eine Kamera mit Weitwinkelobjektiv kann lang belichtete Aufnahmen einfangen. Für Funkamateure beginnt jetzt die eigentliche Herausforderung: UKV-Weitverbindungen.

Wenn Meteore zum Reflektor werden: Meteorscatter im Amateurfunk

Die ionisierte Spur eines Meteors in 80–120 km Höhe reflektiert kurzzeitig VHF-Funkwellen. Für Meteorscatter sind erforderlich:

  • SSB-fähiges Funkgerät auf 50 MHz oder 144 MHz
  • Richtantenne (z. B. Yagi, horizontal polarisiert)
  • Leistungsfähiges Interface (Soundkarte oder USB-Digitaladapter)
  • Digitale Betriebsarten: MSK144, FSK441
  • Geduld und präzises Timing

Stationen arbeiten in Zeitfenstern („Ping Slots“) von ca. 15 Sekunden. Die Software WSJT-X übernimmt Sende-/Empfangssteuerung, Decodierung und Logging. Aktivste Zeit: 03:00–08:00 Uhr.

Lauschen auf kosmische Echos: Das GRAVES-Radar auf 143,050 MHz

Ohne eigene Lizenz kann man als „stiller Lauscher“ die Radarreflexionen verfolgen. Das französische GRAVES-Dauerstrichradar abstrahlt ein starkes Signal Richtung Süden. Meteorreflexionen erscheinen als kurze „Pings“ auf Wasserfallanzeigen.

  • SDR-Stick (RTL-SDR, Airspy, HackRF)
  • Computer oder Raspberry Pi mit SDR#, Gqrx oder HDSDR
  • Vertikale GP- oder Yagi-Antenne

Fazit

Meteorschauer sind ein faszinierendes Naturphänomen und eröffnen Funkamateuren Zugang zu entfernten Stationen. Geduld und Beobachtungsgabe belohnen mit seltenen QSOs und wertvollen Erfahrungen.

„Der Himmel spricht zu uns – wir müssen nur zuhören.“

Technik-Anhang: Praktische Hinweise und Ressourcen für Meteorscatter & GRAVES-Empfang

Wichtige Frequenzen

  • 50,230 MHz – 6-Meter-Band, MSK144
  • 144,130 MHz – 2-Meter-Band, MSK144/FSK441
  • 143,050 MHz – GRAVES-Radar (Empfang)

Empfohlene Software

Hardware-Empfehlungen

  • SDR-Empfänger: RTL-SDR-Stick
  • Horizontale Yagi-Antennen (50 MHz/144 MHz), vertikale GP-Antennen (GRAVES)
  • SSB-fähige Transceiver mit guter Empfindlichkeit

Weiterführende Links

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