Antennen - resonante und nicht resonante endgespeiste Antennen

Endgespeiste Antennen im Amateurfunk – Resonant oder nichtresonant?

Endgespeiste Drahtantennen sind für viele Funkamateure eine praktische Lösung – ob im Garten, auf dem Dach oder unterwegs mit dem Wohnmobil. Der Vorteil liegt auf der Hand: Die Einspeisung erfolgt am Ende des Drahts, wodurch sich die Antenne leichter und oft diskreter aufspannen lässt. Doch bei genauerem Hinsehen offenbaren sich wesentliche Unterschiede in Aufbau und Verhalten – je nachdem, ob die Antenne resonant oder nichtresonant betrieben wird.

1. Resonante endgespeiste Antennen (EFHW)

Resonante endgespeiste Antennen – häufig als EFHW (End-Fed Half-Wave) bezeichnet – basieren auf einer halben Wellenlänge für ein bestimmtes Band. Eine typische EFHW für das 40-Meter-Band hat etwa 20 Meter Drahtlänge und deckt durch Harmonische oft auch 20 m, 15 m und 10 m ab.

Vorteile:

  • Hohe Effizienz (oft über 80 %)
  • Betrieb ohne Tuner auf mehreren Bändern möglich
  • Einfache Installation mit nur einem Aufhängepunkt

Herausforderungen:

  • Hoher Fußpunktwiderstand (~2.000–5.000 Ohm)
  • Notwendigkeit eines 49:1-Übertragers (UnUn) mit hochwertigem Ferritkern
  • Mantelwellensperre erforderlich zur HF-Entkopplung


Beispiel: Resonante EFHW für 80 m bis 10 m – Multiband mit einem Draht

Dieses Beispiel beschreibt eine resonante endgespeiste Halbwellenantenne (EFHW), die auf mehreren Amateurfunkbändern ohne Antennentuner betrieben werden kann. Die Antenne eignet sich ideal für stationären Einsatz auf begrenztem Raum sowie für Portabelbetrieb mit leichtem Equipment.

Zielbänder

Die Antenne deckt die Bänder 80m...10m.

Technische Daten

    • Antenne: Endgespeister Draht, resonant auf λ/2 (und Vielfachen)
    • Länge des Strahlers: ca. 39,6 m (für Grundresonanz auf 3,5 MHz)
    • Material: 1,5 mm CuL-Draht oder Flexweiche (z. B. DX-Wire)
    • Verwendeter UnUn: 49:1 (7–14 Windungen auf FT240-43 oder FT240-52)
    • Mantelwellensperre: 1:1-Balun oder Ferritdrossel ca. 1–2 m nach dem UnUn
    • Gegenpol: 0,05–0,1 λ Draht (z. B. 3–5 m)

Resonanzfrequenzen und SWR-Bandbreiten

Band Resonanzfrequenz (typ.) Bandbreite bei SWR ≤ 2 Hinweis
80 m 3,55 MHz ca. 70–100 kHz nicht ganzes Band ohne Tuner
40 m 7,1 MHz komplett voll nutzbar ohne Tuner
30 m 10,1 MHz gesamtes Band leicht erhöhter SWR, aber nutzbar
20 m 14,15 MHz komplett sehr gute Anpassung
17 m 18,1 MHz komplett nahe 1:1 SWR
15 m 21,25 MHz komplett gute Resonanz
12 m 24,9 MHz komplett leicht erhöhtes SWR, meist unkritisch
10 m 28,4 MHz komplett mehrere Resonanzstellen

 

Aufbauhinweise

Die Antenne kann in verschiedenen Formen gespannt werden, z. B. als schräge L, Inverted-L, Sloper oder horizontaler Draht. Wichtig ist, dass der UnUn wettergeschützt und mechanisch entlastet installiert wird. Eine Mantelwellensperre ist dringend erforderlich.

Empfohlene Installationshöhe:

    • Mindestens 5–7 m am Speisepunkt
    • Idealerweise mindestens λ/4 Aufbauhöhe auf 40 m (~10 m)

Vorteile

    • Multibandbetrieb ohne Tuner
    • Einfacher Aufbau mit nur einem Befestigungspunkt
    • Gute DX-Tauglichkeit auf höheren Bändern
    • Kompakt und unauffällig – ideal für Portabelbetrieb

Nachteile

    • Beschränkte Bandbreite auf 80 m – nicht ganzes Band nutzbar
    • Richtcharakteristik auf höheren Bändern (mehrere Strahlungsmaxima)
    • Störungen durch Mantelwellen bei fehlender Sperre
    • Mechanisch empfindlicher als z. B. ein Dipol mit zwei Aufhängepunkten

Zusammenfassung

Die vorgestellte EFHW ist ein bewährter Multiband-Allrounder für alle, die ohne Tuner und mit geringem Aufwand QRV sein möchten. Sie vereint einfache Installation mit hoher Effizienz – bei Beachtung einiger Grundlagen zur Anpassung und Mantelwellenunterdrückung.


Hinweis: Wer nur die Bänder 40 m, 20 m, 15 m und 10 m benötigt, kann eine verkürzte EFHW von etwa 20,2 m Länge verwenden – ebenfalls mit 49:1-UnUn.



2. Nichtresonante endgespeiste Antennen

Bei dieser Variante wird ein Draht mit beliebiger Länge – oft zwischen 20 und 40 Metern – verwendet. Er ist nicht auf ein bestimmtes Band abgestimmt. Zur Einspeisung wird meist ein Breitband-UnUn (z. B. 9:1) verwendet. Die Anpassung erfolgt über einen Antennentuner.

Wichtig: Der UnUn allein reicht nicht aus! Ein Tuner ist zwingend erforderlich, da die Impedanz je nach Frequenz stark schwankt und außerhalb der Reichweite eines einfachen UnUn liegt.

Platzierung des Tuners

Der Tuner gehört direkt an den Einspeisepunkt der Antenne – also nach draußen, dorthin, wo der Draht beginnt. Ein im Shack platzierter Tuner kann nicht korrekt anpassen und macht das Koaxkabel selbst zur abstrahlenden Komponente. Dies führt zu:

  • HF-Störungen im Shack
  • Verlusten durch Mantelwellen
  • Unkontrollierter Abstrahlung

Erforderlicher Gegenpol (Counterpoise)

Ein funktionierender Gegenpol ist für den Betrieb unverzichtbar. Er ermöglicht den Rückfluss des HF-Stroms und bildet mit dem Strahler das vollständige Antennensystem.

Empfehlung:

  • Länge des Gegengewichts: mindestens λ/10, besser λ/4
  • Keine Verbindung zum Schutzleiter oder Gebäudemasse – das ist gefährlich und verursacht Störungen

Beispiel: Nichtresonante endgespeiste Antenne mit Tuner am Einspeisepunkt

Nichtresonante endgespeiste Antennen sind besonders dann interessant, wenn maximale Flexibilität bei minimalem Platzbedarf gefragt ist. Mit einem Antennentuner direkt am Einspeisepunkt und einem geeigneten Gegengewicht kann ein einziger Draht viele Kurzwellenbänder abdecken – auch unter suboptimalen Bedingungen.

Einsatzzweck und Ziel

Dieses Beispiel richtet sich an Funkamateure mit begrenztem Platzangebot: z. B. auf dem Campingplatz, auf dem Balkon oder im Garten. Ziel ist ein möglichst kurzer, unauffälliger Aufbau mit breitbandigem Einsatz auf vielen Kurzwellenbändern.

Technische Spezifikation

    • Antenne: Nichtresonanter Draht (Langdraht-Prinzip)
    • Länge des Strahlers: ca. 13,8 m (λ/4 auf 40 m – bewusst keine Resonanzlänge!)
    • Gegengewicht: mind. 3,5 m Draht (λ/10 auf 40 m) – waagerecht verlegt oder herabhängend
    • Tuner: Automatischer Tuner direkt am Einspeisepunkt (z. B. mAT-40, AH-705)
    • Verwendeter UnUn: Keiner erforderlich – Tuner passt direkt an
    • Koaxlänge: Möglichst kurz – Koax ist nicht Teil der Antenne!
    • Montage: z. B. am Teleskopmast, Fensterrahmen oder Zaunpfahl
    • Mantelwellensperre: dringend erforderlich

Frequenzabdeckung

Mit einem guten Tuner am Einspeisepunkt kann diese Antenne folgende Bänder abdecken:

    • 80 m: möglich, aber geringe Effizienz (kurz für das Band)
    • 60 m bis 10 m: vollständig anpassbar
    • 30 m bis 10 m: gute Effizienz

Die beste Leistung liegt im Bereich von 30–10 m. Auf 80 m ist die Antenne elektrisch sehr kurz – dort ist der Wirkungsgrad deutlich geringer, kann aber für NVIS-Kommunikation ausreichen.

Vorteile

    • Kompakter Aufbau – ideal für kleine Grundstücke, Camping oder Balkonbetrieb
    • Keine Resonanzabstimmung nötig – sofort betriebsbereit
    • Breitbandige Nutzung – 1 Draht für viele Bänder
    • Unauffällig – dünner Draht, einfacher Aufbau
    • Kein UnUn notwendig – bei richtiger Tunerplatzierung

Nachteile und Herausforderungen

    • Abhängigkeit vom Tuner – muss hochohmige Lasten zuverlässig anpassen können
    • Geringere Effizienz auf unteren Bändern (besonders 80 m)
    • Unbedingt Gegengewicht erforderlich – sonst starke Mantelwellen, Störungen und ineffiziente Abstrahlung
    • Fehlplatzierung des Tuners (z. B. im Shack) führt zu Problemen – Koax wirkt dann als Teil der Antenne

Aufbauempfehlung

Die Antenne kann als „Sloper“ (schräg nach unten), horizontaler Draht oder leicht gebogener Verlauf (z. B. über einen Ast oder Balkon) montiert werden. Wichtig ist ein möglichst freier Aufbau – Reflexionen an Metallstrukturen (Dachrinnen, Geländer) sollten vermieden werden.

Minimalbeispiel für Aufbau:

    • 13,8 m Draht an einem Fiberglasmast (6–10 m hoch)
    • 3,5–5 m Gegengewicht waagerecht auf Erde oder Balkon
    • Tuner wetterfest am Speisepunkt (z. B. in Tupperbox)
    • Mantelwellensperre in die Koaxleitung einschleifen

Fazit

Die hier vorgestellte nichtresonante Endfed ist eine platzsparende, sehr vielseitige Lösung für viele Amateurfunkbänder. Voraussetzung für den erfolgreichen Einsatz ist die richtige Platzierung des Tuners direkt am Speisepunkt sowie ein funktionierendes Gegengewicht. Ohne diese Komponenten ist der Betrieb mit stark reduzierter Effizienz und erhöhter Störanfälligkeit verbunden.

Für alle, die kompakt, diskret und ohne aufwändige Resonanzabstimmung QRV sein wollen, ist diese Antenne eine überaus praxistaugliche Wahl.


Möchtest du ein portables Setup für unterwegs oder eine wetterfeste Stationsversion für den Garten? Gerne ergänze ich Bauanleitungen, UnUn-Alternativen oder eine grafische Darstellung mit Aufbauplan.


3. Vergleich der beiden Varianten


Eigenschaft Resonante Endfed Nichtresonante Endfed
Benötigt Tuner Nein Ja, am Speisepunkt
Effizienz Hoch (80–90 %) Variabel (30–70 %)
Bandabdeckung Mehrere harmonische Bänder Alle Bänder (mit Tuner)
Komplexität Moderat (UnUn, evtl. Sperre) Hoch (UnUn, Tuner, Gegengewicht)


4. Praktische Erfahrungen

Viele Funkamateure berichten, dass endgespeiste Antennen besonders im Portabelbetrieb glänzen. In Kombination mit einem leichten Teleskopmast, 20–30 Metern Draht und einem UnUn lassen sich auch auf Campingplätzen oder im Wald solide Verbindungen erzielen.

Im stationären Betrieb bewährt sich die EFHW als „Gartenantenne“, da sie unauffällig gespannt werden kann. Auch im Balkonbetrieb oder von Fenster zu Baum ist sie oft die einzige praktikable Lösung.

Störungen durch Mantelwellen und Geräteprobleme treten dann auf, wenn:

  • Der Tuner nicht am Einspeisepunkt sitzt
  • Kein oder ein zu kurzer Gegengewichtsdraht vorhanden ist
  • Keine Mantelwellensperre verwendet wird
  • Der Schutzleiter als Masse missbraucht wird

5. Fazit

Endgespeiste Antennen sind leistungsfähige, platzsparende und oft unterschätzte Allrounder. Doch sie erfordern ein gutes Verständnis der Zusammenhänge:

  • Eine resonante EFHW ist effizient, einfach und harmonisch auf mehreren Bändern einsetzbar
  • Eine nichtresonante Endfed ist flexibler, aber nur mit einem Tuner am Speisepunkt und einem sauberen Gegengewicht und einer Mantelwellensperre sinnvoll zu betreiben
  • Ein UnUn ist kein vollwertiger Ersatz für einen Antennentuner
  • Der Schutzleiter gehört nie in ein HF-System!

Wer diese Punkte beachtet, kann mit wenigen Mitteln eine leistungsstarke Antennenanlage aufbauen – stationär wie portabel, resonant wie nichtresonant.

6. Weiterführende Informationen

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Hast Du selbst Erfahrungen mit endgespeisten Antennen gemacht – resonant oder nichtresonant? Hast Du Gegenpole ausprobiert? Berichte gern in den Kommentaren!

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