VARAC 2.0 – Digitale Kommunikation neu gedacht
Die Motivation hinter VARAC ist klar: Sprach-QSOs sind nicht immer stabil, insbesondere bei schwachen Signalen, hoher atmosphärischer Störung oder bei geringer Sendeleistung. Digitale Betriebsarten haben hier einen entscheidenden Vorteil – sie ermöglichen zuverlässige Verbindungen selbst bei Signal-Rausch-Abständen von unter –15 dB. VARAC baut auf dieser Stärke auf und kombiniert sie mit modernen Funktionen, die man bisher eher aus der Welt des Internets kennt.
Ein kurzer Blick auf die Technik
Im Kern basiert VARAC auf dem bekannten digitalen Modem VARA, das es in zwei Varianten gibt: VARA HF für Kurzwelle und VARA FM für VHF/UHF. Diese Software fungiert als akustisches Modem, das über die Soundkarte eines PCs mit einem SSB- oder FM-fähigen Transceiver verbunden wird. VARA selbst ist keine Kommunikationsplattform, sondern liefert die technische Grundlage für die Datenübertragung. Genau hier setzt VARAC an: Es steuert das Modem und stellt dem Anwender eine komplette Benutzeroberfläche für Nachrichten, Dateitransfers und Positionsdaten zur Verfügung.
Was leistet das VARA-Modem?
Bildschirm des VARA Modems 4.8.9 |
Was kann VARAC?
Hauptbildschirm von VARAC 2.0 |
Anwendungsbeispiele aus der Praxis
VARAC eignet sich hervorragend für regelmäßige Funkkontakte zwischen Freunden, insbesondere bei niedriger Leistung (QRP) oder in entlegenen Regionen. Auch bei Fielddays, OV-Aktivitäten oder im Notfunkbetrieb hat sich das System bereits bewährt. VARAC bietet zuverlässige Textkommunikation ohne Internet.
VARAC im Wohnmobil – Kommunikation unterwegs
Besonders spannend ist der Betrieb im Wohnmobil: Viele Funkamateure kombinieren ihren Reisealltag mit dem Funkhobby. VARAC lässt sich hervorragend in einen autarken Setup integrieren – z. B. bestehend aus einem Kurzwellen-Transceiver, einem stromsparenden Laptop und einem einfachen Soundinterface wie SignaLink oder DigiRig. Wer unterwegs keinen Mobilfunkempfang hat oder Netzinfrastruktur meidet, kann dennoch über VARAC funken – sogar E-Mails senden und empfangen.
Dank der neuen E-Mail-Brücke in Version 2.0 wird es nun möglich, aus der Natur, vom Rastplatz oder vom Stellplatz eine E-Mail über HF abzusetzen. Alles, was man dazu braucht, ist Funkreichweite zu einem aktiven VARAC-Mailbox-Gateway. Diese Option macht den Funkbetrieb unterwegs nicht nur reizvoller, sondern auch funktionaler: Wetterdaten, Statusmeldungen oder Notrufe lassen sich über Funk weiterleiten – unabhängig vom Mobilfunknetz.
Neu in Version 2.0: Die E-Mail-Brücke
Die spannendste Neuerung in VARAC 2.0 ist die optionale E-Mail-Brücke. Diese Funktion erlaubt es, direkt über die Funkverbindung E-Mails zu versenden oder zu empfangen – auch dann, wenn der eigene Standort keine Internetverbindung hat. Möglich wird dies durch spezielle VARAC Mailbox Nodes, also Stationen mit Internetzugang, die eingehende Funknachrichten entgegennehmen und in das weltweite E-Mail-Netz weiterleiten – und umgekehrt.Im Gegensatz zu traditionellen E-Mail-Systemen über Winlink benötigt VARAC hierfür kein separates Benutzerkonto und keine zusätzliche Software – lediglich die richtige Konfiguration innerhalb von VARAC sowie ein erreichbares Gateway. Diese Funktion macht das System besonders für Katastrophenschutz, Expeditionsfunk oder eben auch für den mobilen Funkbetrieb im Camper hochinteressant.
Was wird benötigt?
Der technische Aufwand ist vergleichsweise gering: Ein Windows-PC oder Tablet, eine Soundkartenanbindung (z. B. SignaLink oder DigiRig), ein SSB-fähiger Transceiver sowie das Softwarepaket aus VARA und VARAC reichen aus. Wer seine Station schon für andere digitale Funkkommunikation eingerichtet hat, wird VARAC nicht nur unkompliziert einrichten, sondern auch schnell lieben lernen. Für alle anderen sei ein Workshop im OV oder eine Unterweisung bei einem "wissenden" OM empfohlen.
Fazit: VARAC ist gekommen, um zu bleiben
Mit der Einführung von Version 2.0 zeigt sich: VARAC ist weit mehr als ein Nischenprojekt. Es bietet eine robuste, internetunabhängige Kommunikationsmöglichkeit über Text – und nun sogar über E-Mail. Gerade in Zeiten zunehmender Abhängigkeit von zentralen Infrastrukturen ist es wohltuend, auf ein Werkzeug zurückgreifen zu können, das dezentral, stromsparend und weltweit einsetzbar ist. Für Funkamateure, die bereit sind, sich mit moderner Technik auseinanderzusetzen, ist VARAC eine echte Empfehlung – ob zu Hause, im Shack, im OV-Heim oder unterwegs im Wohnmobil.
Weitere Informationen
- Offizielle Webseite: varac-hamradio.com
- VARAC auf GitHub
- Deutschsprachige Gruppen auf Telegram und Facebook laden zum Austausch ein
Wer mehr erfahren oder selbst aktiv werden möchte, kann beim nächsten OV-Abend eine Demo erleben oder gemeinsam mit Gleichgesinnten ein E-Mail-Gateway aufbauen. Fragen? DL4KAL freut sich über Rückmeldungen – via Funk oder ganz klassisch per Mail.
73 und gute Verbindungen!
DL4KAL
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