🔍 Wie funktioniert VARA? – Ein Blick unter die Haube
VARA ist weit mehr als ein herkömmliches Modem, das lediglich Töne erzeugt und empfängt – es setzt moderne Signalverarbeitung ein, wie sie auch in professionellen Kommunikationssystemen genutzt wird. Die zugrunde liegende Technologie heißt OFDM (Orthogonal Frequency Division Multiplexing) und sorgt für eine äußerst effiziente Datenübertragung im Amateurfunk.
1. Mehrere Träger statt nur einem Signal
OFDM arbeitet mit vielen schmalbandigen Trägerfrequenzen, die gleichzeitig gesendet werden. Jede Trägerfrequenz transportiert einen Teil der Information. Der Clou: Diese Träger überlappen sich im Frequenzbereich, stören sich jedoch nicht, da sie orthogonal zueinander stehen. So wird die verfügbare Bandbreite optimal ausgenutzt.
2. Dynamische Anpassung an die Kanalbedingungen
VARA analysiert kontinuierlich die Empfangsqualität und passt Modulation und Fehlerkorrektur automatisch an. Bei guten Bedingungen kommen hohe Datenraten mit Verfahren wie 16QAM oder 64QAM zum Einsatz, bei schwierigen Bedingungen wird auf robustere Modulationen wie BPSK oder QPSK zurückgeschaltet. Dieses Prinzip ist aus DSL- und Mobilfunksystemen bekannt – und funktioniert auch auf Kurzwelle erstaunlich effektiv.
3. Vorwärtsfehlerkorrektur und Wiederholmechanismus
Dank FEC (Forward Error Correction) kann der Empfänger Übertragungsfehler sofort erkennen und korrigieren – ohne erneute Übertragung. Im ARQ-Betrieb (Automatic Repeat reQuest) bestätigt der Empfänger jedes Datenpaket. Bleibt die Bestätigung aus, wird das Paket automatisch erneut gesendet. So bleibt die Übertragung auch bei schwankenden Bedingungen zuverlässig.
4. Flexible Bandbreitennutzung
Je nach Konfiguration und Lizenz arbeitet VARA auf Kurzwelle mit Bandbreiten zwischen 500 Hz und 2300 Hz. Die höchste Geschwindigkeit wird nur mit der lizenzierten Version und ausreichend freiem Frequenzbereich erreicht. Auf UKW (VARA FM) sind deutlich breitere Kanäle verfügbar – Übertragungsraten von über 25.000 bps sind möglich.
5. Soundkarte als Modem
Das Herzstück von VARA ist die Soundkarte. Die Software erzeugt digitale Audiosignale, die über das Funkgerät gesendet werden. Die Gegenstation dekodiert diese Signale wieder zu digitalen Daten. Die gesamte Modemfunktion läuft softwarebasiert – ganz ohne dedizierte Hardwaremodems.
6. Präzise Synchronisation und Taktung
VARA synchronisiert sich automatisch in Zeit und Frequenz mit der Gegenstation. Dadurch bleibt die Verbindung auch bei Doppler-Effekten, QSB oder leichten Frequenzabweichungen stabil – und ermöglicht lange, unterbrechungsfreie Sessions selbst bei schwierigen Bedingungen.
Fazit: VARA ist ein modernes, digitales Modulationssystem, das hochentwickelte Kommunikationstechniken in den Amateurfunk bringt – und das mit einfachsten Mitteln: einem PC, einer Soundkarte und einem Funkgerät. Wer sich einmal genauer damit beschäftigt, erkennt schnell, dass hier weit mehr passiert als „nur ein paar Töne über die Soundkarte“.
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